Zwischenzeugnis für Bayerns Schulpolitik: Versetzung stark gefährdet

Weltbeste Bildung für jedenMorgen erhalten Bayerns Schüler ihre Zwischenzeugnisse. Die Freien Demokraten haben der Bildungspolitik der bayerischen Staatsregierung ebenfalls ein Zeugnis ausgestellt. Insbesondere in den Bereichen Chancengleichheit und Personalplanung attestieren sie gravierende Defizite. Auch im Bereich Digitalisierung besteht Nachholbedarf. Lob gibt es hingegen für die Modellversuche im bilingualen Unterricht.

 

 

Zwischenzeugnis der FDP Bayern für die bayerische Bildungspolitik

Personalpolitik und zuverlässige Personalplanung: 5

Begründung: Eine zuverlässige Lehrerbedarfsprognose, die mehr als grobe Orientierung sein könnte, fehlt. Nach wie vor werden viele zuvor unter Einsatz hoher finanzieller Mittel auf Staatskosten ausgebildete Referendare einer unsicheren Zukunft überlassen – ihr Potenzial etwa auch im Bereich der Beschulung von Flüchtlingen wird nicht zielgerichtet genutzt. Studienabsolventen werden nicht sofort zum Referendariat zugelassen, was beinahe einem Berufsverbot gleichkommt.

Digitalisierung: 4

Begründung: Eines der wichtigsten Zukunftsthemen wird von der bayerischen Staatsregierung sträflich vernachlässigt. Ziel sollte es sein, jede bayerische Schule so auszustatten, dass ein Zugang aller Schüler zu einem mobilen Endgerät (z. B. Laptops oder Tablets) gewährleistet sein muss. Wenn Unterricht nicht von vorgestern sein soll, dann müssen die heute aktuellen Methoden auch Einzug halten ins Klassenzimmer: Eine Ausstattung jeder bayerischen Schule mit Smartboards ist daher dringend erforderlich. Außerdem sollte darüber nachgedacht werden, Computer in begründeten Fällen auch bei Prüfungen zuzulassen.

Schüler- /Elternbeteiligung: 2

Begründung: Zeichen einer gelungenen Zusammenarbeit an den bayerischen Schulen ist das Schulforum, in dem sich Schüler-, Eltern- und Lehrervertreter zusammensetzen, um über die Zukunft der Schule zu beraten und gemeinsam an einem Schulprofil zu arbeiten. Hier funktionieren viele Mechanismen bereits gut – das Schulforum sollte allerdings mit Blick auf die eigenverantwortliche Schule schrittweise gestärkt werden und verfasste Rechte erhalten.

Individualisierung: 3

Begründung: Viele Lehrer in Bayern arbeiten tagtäglich engagiert mit ihren Schülern in allen Schularten und tragen dazu bei, dass die bayerische Bildung deutschlandweit einen guten Ruf genießt. Angesichts einer Vielzahl von Schülern, die einen ganz unterschiedlichen Förderbedarf haben, angesichts auch der Notwendigkeit, Inklusion zu verwirklichen, muss der jeweilige Fachlehrer Unterstützung erhalten durch qualifiziertes pädagogisches Fachpersonal (Sozialpädagogen, Schulbegleiter, Psychologen, Lernhelfer). Erst dann kann Individualisierung gelingen!

Stärkung der Eigenverantwortlichkeit von Schulen: 3

Begründung: In der letzten Legislaturperiode wurde unter Beteiligung der FDP der Weg beschritten, Schulen mehr Eigenverantwortlichkeit zuzugestehen – eine längst überfällige Wende in der bayerischen Bildungspolitik. Seit der Alleinregierung der CSU ist jedoch wieder festzustellen, dass Statik dort eingekehrt ist, wo Wandel, ein Aufbrechen verkrusteter Strukturen und ein Umdenken dringend vonnöten wären. Die Personal- und Finanzhoheit sollten unbedingt in die Hände der Einzelschule gelegt werden!

Lehrerausbildung: 3

Begründung: Die bayerische Lehrerausbildung in ihrer jetzigen Form ist über viele Jahre hinweg entstanden und bundesweit anerkannt. Sie verbindet Theorie (vor allem im Studium) und Praxis (vor allem im Referendariat). Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass angehende Lehrer bereits im Studium noch mehr Möglichkeiten erhalten, ihr Wissen in der Praxis auszuprobieren – und nicht erst im Referendariat merken, ob ihnen der Lehrberuf entspricht. Außerdem sollte noch mehr Wert auf die Vermittlung von Medienkompetenz während des Studiums gelegt werden.

Demokratieerziehung: 4

Begründung: Zwar steht das Fach Sozialkunde und die mit ihm verwandten Inhalte auf den Lehrplänen aller bayerischen Schularten – es sollte jedoch überall als eigenständiges Fach bereits ab der 9. Klasse vertreten sein und mit einem größeren Stundenbudget (etwa am Gymnasium mit 2 Stunden in der 10. Klasse) versehen werden. Nur so können aus unseren Schülern mündige Bürger werden.

Bilingualer Unterricht: 2

Begründung: Erste Modellversuche, die konsequent auf bilingualen Unterricht setzen, gibt es in Bayern – bereits ab der Grundschule. Aus liberaler Sicht ist klar: weiter so!

Chancengleichheit: 5

Begründung: Gerade die kürzlich veröffentlichte Sonderauswertung der PISA-Daten von 2012 zeigt, in welch hohem Maß die sozioökonomische Herkunft die Bildungschancen bestimmt. Zudem legt sie dar, dass gerade bei den „Low Performern“ unter den Schülern der fehlende oder allzu kurze Besuch des Kindergartens oder einer Kindertagesstätte zu den Risikofaktoren zählt. Dadurch, dass sich die CSU weigert, die Beitragsfreiheit für Kindergärten konsequent auszubauen, trägt sie einen entscheidenden Anteil an einer auch in Bayern nur mangelhaften Chancengleichheit.

 

Versetzung stark gefährdet!

 

Dr. Monika Müller               Albert Duin

FDP-Bildungsexpertin                                       FDP-Landesvorsitzender


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